KLIMASCHUTZ IST DIE ÜBERLEBENSFRAGE DER MENSCHHEIT

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Die Zeit drängt: In den letzten 30 Jahren ist der weltweite CO2-Ausstoß um 60 Prozent gestiegen. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre hat nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie einen historischen Höchststand erreicht. Die globale Erwärmung wird nach Schätzungen des Weltklimarats spätestens 2050 1,5 Grad Celsius erreichen, wenn der Klimawandel weiter wie bisher voranschreitet. Hauptverantwortlich für den Klimawandel sind die Industrieländer: Die reichsten zehn Prozent der Welt verursachen 50 Prozent der CO2-Emissionen. In Bangladesch betragen die  reibhausgasemissionen nur ein Zehntel des deutschen Werts, die pro-Kopf-Emissionen Malawis sogar nur ein Hundertstel. Die Hauptleidtragenden des Klimawandels sind jedoch die Menschen in den Entwicklungsländern.

Konkret droht durch den Klimawandel, dass:

→ 100 bis 150 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika, Lateinamerika und Südasien bis 2050 ihre Existenzgrundlage in ihrer Heimat verlieren;
→ 100 Millionen Menschen in Küsten- und Dürregebieten durch Hitze und Meeresanstieg unmittelbar gefährdet werden;
→ es noch mehr Wetterkatastrophen gibt – 2017 entstanden hierdurch global bereits Schäden in Höhe von 320 Milliarden US-Dollar.

DER KLIMASCHUTZ ENTSCHEIDET SICH BESONDERS IN ENTWICKLUNGSUND SCHWELLENLÄNDERN
Aktuell werden geschätzt neun von zehn neuen Kohlekraftwerken in Entwicklungsländern gebaut. Wenn alle geplanten Kohlekraftwerke ans Netz gehen, kann das 1,5 Grad Celsius-Ziel von Paris
nicht mehr erreicht werden. Wir brauchen verstärkt internationale Lösungen, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

DER ZEITPUNKT FÜR EINE GLOBALE ENERGIEWENDE IST … JETZT
Bis 2030 werden in den Entwicklungs- und Schwellenländern Investitionen in Höhe von rund 90 Billionen US-Dollar in die Infrastruktur erwartet. Mit klimafreundlicher Entwicklung und
Technologie kann Afrika ein grüner Kontinent werden: schon jetzt steht das weltweit größte Solarkraftwerk in Marokko und wird mit deutscher Unterstützung ca. 1,3 Millionen Menschen
mit Strom versorgen.

DEUTSCHLAND UND DIE EU MÜSSEN VORREITER BEIM GLOBALEN KLIMASCHUTZ SEIN
Wir wollen, dass die EU bis 2050 klimaneutral wird. Dazu brauchen wir eine ambitionierte Reform des EU-Emissionshandelssystems, die Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft miteinbezieht und für realistische Preise für eine Tonne CO2 sorgt. Zudem muss in allen EU-Mitgliedstaaten die Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien spürbar ausgebaut und der Kohleausstieg beschleunigt werden.

INTERNATIONALER KLIMASCHUTZ – SCHWERPUNKT DER DEUTSCHEN ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT
Das BMZ erbringt mit jährlich mehr als 80 Prozent den Großteil der deutschen öffentlichen Klimafinanzierung.
Über die Laufzeit der bilateralen Vorhaben, die vom BMZ allein 2017 angestoßen wurden, werden voraussichtlich mehr als
230 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Dies entspricht etwa der doppelten Menge der CO2-Emissionen Nigerias, des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas, im Jahr 2017.

1. MINDERUNG VON TREIBHAUSGASEMISSIONEN

1.1 Wissenstransfer und Klimafinanzierung ausbauen

Um Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Erreichung ihrer nationalen Minderungsziele zu unterstützen, haben wir eine globale Partnerschaft für Wissens- und Technologietransfer gegründet. Über 70 Entwicklungs- und Schwellenländer sind dieser beigetreten; in über 40 Ländern leistet die Partnerschaft bereits vor Ort Unterstützung. Der Green Climate Fund ist das zentrale Instrument der internationalen Klimafinanzierung. Er stellt Zuschüsse und Kredite für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungs- und Schwellenländern zur Verfügung. Besonderer Schwerpunkt ist die Förderung von Maßnahmen in kleinen Inselstaaten und den am wenigsten entwickelten Ländern. Deutschland ist mit 750 Millionen Euro einer der wichtigsten Geber des Fonds. Für die erste Wiederauffüllung will die Bundesregierung aus dem Haushalt des BMZ 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen (Verdopplung gegenüber der Erstauffüllung 2014).

1.2 Globale Energie- und Mobilitätswende umsetzen

Deutschland gehört gemeinsam mit Frankreich mit jeweils 3 Milliarden Euro zu den größten Unterstützern der Africa Renewable Energy Initiative. Ziel ist es, zehn Gigawatt (= zehn große Kohlekraftwerke) bis 2020 bzw. 300 Gigawatt bis 2030 zusätzlich aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Das vom BMZ geförderte Programm „Energising Development“ ist international das größte für den Zugang zu dezentraler, nachhaltiger Stromversorgung und energieeffizienten Kochsystemen. Es ist in mehr als 20 Ländern aktiv und mit ihm haben bereits über 21 Millionen Menschen in Haushalten, über 20.000 soziale Einrichtungen und knapp 50.000 kleine Unternehmen Zugang zu Elektrizität oder moderner Kochenergie erhalten. Mit Hilfe des Programms kann jeder in Entwicklungs- und Schwellenländern für 20 Euro an eine nachhaltige Stromversorgung angeschlossen werden. Mit der Initiative „Grüne Bürgerenergie für Afrika“ baut das BMZ sein Engagement für nachhaltige, dezentrale Energieversorgung in Afrika weiter aus. Lokale Gewerbe und Kommunen sollen in acht afrikanischen Staaten erstmals mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Zudem werden Bürgerenergie-Partnerschaften in afrikanischen Staaten eingerichtet. 2015 wurde die „Deutsch-Indische Solarpartnerschaft“ gegründet. Hierdurch werden u. a. Solardachanlagen sowie die dezentrale Stromversorgung ländlicher Gebiete im Umfang von 1 Milliarde Euro über fünf Jahre gefördert.

1.3 Allianz für Entwicklung und Klima

Die in der Allianz für Entwicklung und Klima vertretenen Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen streben durch ihr freiwilliges Engagement
Klimaneutralität an, indem sie Emissionen vermeiden und reduzieren. Verbleibende Emissionen kompensieren sie durch die Finanzierung von Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Die Allianz hat bereits fast 300 Unterstützer vom Kleinstunternehmen bis zum DAX-Unternehmen gewonnen.

1.4 Klimaneutrale öffentliche Verwaltung

Das BMZ geht mit gutem Beispiel voran und wird bis Ende des Jahres klimaneutral. Wir sind damit Vorreiter in der Bundesregierung, die Klimaneutralität bis 2030 anstrebt.

2. ANPASSUNG AN DEN KLIMAWANDEL

2.1 Resilienz gegenüber dem Klimawandel stärken

Mit Versicherungs- und Finanzierungslösungen sichern wir Menschen und Staaten gegen Klimarisiken ab. Für die InsuResilience Global Partnership hat das BMZ 2017 130 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. In den vergangenen Jahren konnten rund 200 Millionen US-Dollar an Opfer von Dürren und Naturkatastrophen ausgezahlt werden. Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 400 Millionen Menschen zusätzlich abzudecken.

2.2 Landwirtschaft an den Klimawandel anpassen

Das BMZ leistet vor Ort Unterstützung bei der Einführung klimaresistenter Anbaumethoden in der Landwirtschaft Afrikas. Wir unterstützen damit die ökologische und nachhaltige Ausrichtung der Landwirtschaft. Die Produktion vor Ort wird zudem etwa durch klima-intelligente Tierhaltung angepasst. Darüber hinaus unterstützen wir die Züchtung trockenresistenter Nutzpflanzen durch die internationale Agrarforschung.

 

3. STÄRKUNG DER ABSORPTIONSFÄHIGKEIT

3.1 Wald- und Bodenschutz ausbauen
Das BMZ unterstützt weltweit Aufforstungs- und Waldschutzprojekte. In den vergangenen Jahren wurden bereits über 100 Millionen Hektar Wald unter Schutz gestellt – das 70-fache aller deutschen Naturschutzgebiete. Die Waldschutzprogramme im Rahmen von REDD+ haben zur Einsparung von 48 Millionen Tonnen CO2 beigetragen. Das entspricht dem jährlichen Ausstoß von knapp 60 Prozent aller PKW in Deutschland. Daneben unterstützt das BMZ die Wiederherstellung von insgesamt 340.000 Hektar Böden in sieben Ländern als Beitrag zum Bodenschutz und
zur Speicherung von CO2 im Boden. Der Amazonas ist die grüne Lunge der Welt. Daher haben wir unser Engagement zum Schutz des Regenwalds verstärkt. Zudem wollen wir gemeinsam mit internationalen Partnern bis zum Jahr 2030 den Bestand an Mangroven weltweit um 20 Prozent erhöhen.